Dienstag, 1. Juni 2010

Der erste Tag ist geschafftJ Früh halb 8 wurde ich von Helmuth, meinem Gastvater zur hauptzentrale der Agraria gefahren. Das war jedoch nur eine Ausnahme- sonst werde ich immer den Firmenbus zur Agraria nehmen. Dieser fährt fast vor meinem Haus los.

Angekommen im Unternehmen wurde ich erst einmal dem Superintendant (=Chef) Herrn Adam Stemmer vorgestellt. Er erzählte mir, wie die kommenden Tage und Wochen ablaufen werden. Vorerst werde ich nur wenige Tage in einigen Abteilungen bleiben, damit ich einen praktischen Überblick erhalte. Erst danach darf ich selbst entscheiden, welche Aufgaben mich genauer interessieren und wo ich länger Zeit verbringen möchte. Außerdem bot er mir an, einige Mitarbeiter auf den Fahrten zu Besprechungen oder Produktionsbesuchen zu begleiten, welche hier im Umland, in anderen Staaten (Santa Catarina, Sao Paulo, Mato Grosso do Sul) oder sogar anderen Ländern (Paraguay, Argentinien) liegen. Ich hoffe, dass das klapptJ

Danach wurde ich auch noch den meisten Abteilungsleitern einzeln vorgestellt. Glücklicherweise sprachen sie auch alle Deutsch, sodass es keine Verständigungsprobleme gab. Sie haben mir alles Mögliche über ihre Bereiche erzählt und mich über deren Aufgabenbereiche aufgeklärt.

An 2 Sitzungen im Bereich Verkauf habe ich auch schon teilgenommen (waren jedoch auf Portugiesisch). Dort wurde über die Verarbeitung des eigenen Malzes aus der eigenen Mälzerei (größte Brasiliens; unter den zehn größten der Welt) gesprochen. Um es kurz zusammen zu fassen: Das Potential des Malzes wird bei der Bierproduktion nicht voll ausgeschöpft. Ergebnis: Bierverkostung und anschließend fachmännischer Vergleich mit deutschen Bier durch mich:D

Andere Abteilungen hier im Haus sind:

  • · Mitgliederabteilung
  • · Landwirtschaftliche Beratung (Agraringenieure)
  • · Kreditabteilung
  • · Verwaltung und Finanzen
  • · Buchhaltung
  • · Marketingassistenz
  • · Produktionsabteilung
  • · Verkaufsabteilung
  • · Kostenvoranschlagsabteilung
  • · Direktion
  • · Superintendanz
  • · Informatik
  • · Telefonzentrale
  • · Rechtsabteilung
  • · Verwaltungsassistenz
  • · Sekretariat
  • · Archiv
  • · Auditorium
  • · Interne Wirtschaftsprüfung

Außerdem gibt es noch auf dem Fabrikgelände die Abteilungen für Logistik oder die Personalabteilung.

Mittags um 12 beginnt die einstündige Mittagspause, wo die 200 Mitarbeiter der Hauptzentrale in die Firmenkantine strömen. Das Essen ist buffetartig aufgebaut. Außerdem kann jeden Tag das Tagesmenü gegessen werden, was jedoch am Vortag angegeben werden muss. Das Essen ist für mich kostenlos.

Nach dem Mittagessen fuhr ich mit meinem derzeitigen Vorgesetzten Manoel zum Fabrikgelände, wo sich seit meinem letzten Versuch einiges verändert hat. So wurde das bestehende Produktionsvolumen um einen Großteil erweitert und neue Silos errichtet.

In der dortigen Verwaltung wurde ausgemacht, dass ich innerhalb der nächsten Woche noch einmal kommen werde, um die Anlagen umfassend zu besuchen und die technischen Abläufe genauer zu verstehen.

Das Wetter war übrigens sehr schön, blauer Himmel und um die 23°C. m 17:30 Uhr fuhr dann mein Bus zurück nach Samambaia (das „fünfte Dorf“, wo ich wohne), wobei die Temperaturen schon wieder sehr schnell auf um die 10°C fielen. Am Abend um 20:30 Uhr wurde dann das Maibaumfällen gefeiert. In jedem der 5 Dörfer wurde zum Maianfang ein Baum gesetzt (sehr, sehr hoch), welcher am letzten Maitag gefällt wird. Dazu gab es einen Volkstanz der Donauschwaben sowie Musik, sehr viel Grillfleisch und Bier. Nach einigen Komplikationen und unter Beihilfe des Traktors konnte der Baum dann endlich mit der Axt gefällt werden. Um 23:30 Uhr bin ich gegangen, während die anderen ausgelassen und laut weiter feierten. Die Atmosphäre war insgesamt sehr deutsch. Der Stammtisch in der Bar sprach ausschließlich schwäbisch, und auch sonst ist es einfach, mit den anderen ins Gespräch zu kommen. Die Temperatur ging übrigens auf 5°C in der Nacht zurück.


Tag 2: Heute ging es mit dem Bus um 7:20 wieder nach Vitoria, dem größten Ort hier. Zu Anfang hat mir der Leiter des Verkaufs Fernando die Abläufe auf der Börse für landwirtschaftliche Erzeugnisse in Chicago erzählt. Dabei ging er auch auf Konkurrenz in Nord- und Südamerika ein, sowie auf die Transport- und Logistikprobleme in Brasilien und Argentinien. Auch er hat mich auf eine Fahrt nach Guarapuava eingeladen, um die dortige Fabrik (die größte des Unternehmens; Sojaverarbeitung) zu besuchen. Vom 14. – 18.06.2010 werde ich dann in seiner Abteilung arbeiten und die Rechnungserstellung sowie Berechnungen für die Chicagoer Börse kennen lernen. Die Absatzprozesse der verschiedenen Erzeugnisse will er mir außerdem noch zeigen. Einen Einblick in die Logistikabteilung auf dem Fabrikgelände würde in Zukunft außerdem noch möglich sein.

Später besuchte ich noch das Kulturzentrum, den Radiosender von Entre Rios, die Schule der Kolonie, das Krankenhaus sowie die Forschungsstation außerhalb Vitorias.

Insgesamt ist es beeindruckend, wie viel das Unternehmen für diese Einrichtungen tut. Insgesamt werden fast 6 Mio. Reais im Jahr für diese aufgebracht. Neben dem Jahresumsatz von 1,4 Milliarden Reais im Jahr 2008 scheint dies jedoch wieder verschwindend gering.

Am Abend war ich dann noch mit meiner „Tante“ in der Krankenstation, um mich gegen das H1N1-Virus (Schweinegrippe) impfen zu lassen. Sicher ist sicher^^

Und eine gute Tat habe ich auch noch vollbracht! Die Katze von Ana Paula (meine „Kusine“) ist auf einen Baum geklettert und hat sich in einer Astgabel eingeklemmt. Da niemand so hoch klettern konnte, musste ich es versuchen. Wäre ich abgerutscht, dann wäre ich in einen Ackerpflug oder in den Kaktus gefallen… Am Ende habe ich dann doch nur Kratz- und Schnittwunden davon getragen:D was tut man nicht alles für den Kater Chico:D:D:D




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